Die Hauptsynagoge von Wien ist in der Seitenstettengasse 4, im 1. Bezirk und somit der Stadttempel. 1823 baute Joseph Kornhäusl auf dem Grundstück des ehemaligen Dempflingerhofes eine Synagoge, im Auftrag der jüdischen Gemeinde. Die Eröffnung fand 1826 statt. Gemäß Toleranzpaket durften nichtkatholische Gebetshäuser von außen nicht als solche sichtbar sein. Die Straßenfassade schaut daher wie ein Zinshaus aus, dahinter befindet sich der ovale Stadttempel, ein Gebetsraum mit Säulen herum und einer Frauengalerie im 1. Stock. Das Parterre war für die Männer reserviert. Insgesamt hat der Tempel 700 Sitzplätze.

Während der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 wurden 130 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt. Die in der Seitenstättengasse wurde aufgrund des dicht bebauten Gebietes nicht abgefackelt, doch sehr stark verwüstet. Zahlreiche Tafeln im Inneren erinnern heute an die Judenverfolgung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht.

Ab Herbst 1945 wurde die Synagoge wieder provisorisch in Betrieb genommen. 1963 nach einer Renovierung wieder eröffnet.

1979 wurde ½ kg Plastiksprengstoff im Hofe des Gebäudes gezündet. Der Anschlag verlief glücklicherweise glimpflich. Es entstand nur Sachschaden.

1981 kam es zum Anschlag palästinensischer Extremisten. Zwei Tote und 21 Schwerverletzte waren die Folge davon, als Attentäter während des Gottesdienstes ins Gebäude eindrangen und Handgranaten in die Menge warfen. Seit diesem Tag gibt es eine laufende Sicherung durch die Polizei und in den letzten Wochen durch das Bundesheer.

Am 2. November 2020 gab es wieder einen Anschlag ausgehend in der Seitenstättengasse und dem Bermudadreieck. Es ist euch allen wohl noch tief im Gedächtnis. Fünf Personen starben, 22 wurden zum Teil schwer verletzt. Das Ziel war diesmal jedoch nicht die Jüdische Gemeinde explizit. Man errichtete im letzten Monat ein Mahnmal, das mehr als Stolperstein in der Gegend steht, als wirklich aufrüttelt.

Im zweiten Bezirk, in der Tempelgasse 3, gab es vor 1938 den Leopoldstädter Tempel, errichtet im maurischen Stil. Es war eine Synagoge mit 2.000 Sitzplätzen. Heute wird nur mehr der nördliche Seitentrakt von der jüdischen Gemeinde genutzt.

Am Gehsteig stehen vier weiße Säulen zur Erinnerung an die Pogromnacht.

Ehemalige Synagoge in der Tempelgasse
4 Säulen als Mahnmal
Modell der Synagoge Tempelgasse
Bermudadreieck
Mahnmal

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