Im beginnenden 16. Jahrhundert lebte in der Bognergasse 3, im 1. Bezirk, ein Bogner namens Pergauer. Er heiratete seine Ursula, über die er anfangs sehr erfreut war, weil sie sich nicht alles gefallen ließ und selbständig agierte. Nach der Hochzeit blieb jedoch nur mehr ihr scharfes Mundwerk und ihr Hang den Bogner zu gängeln. Sogar seine Freunde verlachten ihn schon als Pantoffelheld.
Eines Abends, als sie es wieder zu bunt trieb, spazierte er in seiner Verzweiflung durch die Nacht, setzte sich beim Peterskirchen-Friedhof auf einen Stein und seufzte: „Ach, ich kann das Weib nicht mehr ertragen. Möge sie der Teufel holen.“
Prompt erschien ihm dieser sofort und meinte, er könne ihr schon Manieren beibringen. Sollte ihm das binnen drei Tagen gelingen, so dürfe der Bogner noch vier Jahre lang zufrieden leben, doch dann gehöre seine Seele dem Teufel. Um das Ganze gelingen zu lassen, dürfe der Bogner die nächsten drei Tage nicht nach Hause gehen und müsse sich fernhalten. Dem Bogner war´s recht, hielt er es doch nicht mehr aus zu Haus.
Am nächsten Morgen kam der Teufel als Pergauer zur Bognerin und flüsterte ihr nette Worte ins Ohr. Diese rastete aber sofort aus, keifte herum, wo er die ganze Nacht gewesen sei, nahm ihn am Ohr und zog ihn in die Küche und schaffte ihm an, was er zu tun habe. So ging es den ganzen Tag. Und wenn ihr der Teufel zu langsam war, schlug sie ihn unter heftigem Gezanke. Am Abend hatte der Teufel, verwandelt als Pergauer, ein blaues Auge und schmerzende Rippen.
Am zweiten Tag versuchte es der Teufel damit, dass er ihr lauthals erklärte, wo´s lang ginge und was eine Ehefrau zu tun hätte. Sie jedoch brüllte in sofort noch lauter an, schnappte sich den Suppentopf vom Herd und goss ihn über den Teufel aus. Der schreit: „Zur Hölle mit dem Weib!“ und flüchtet. Doch sofort berichtigte er sich, denn dann hätte er die Xanthippe für alle Ewigkeit am Hals.
Am dritten Tag erschien er ihr in seiner wahren Gestalt. „Ich habe es versucht in Güte und mit Strenge. – Nichts. Nun ist meine Geduld zu Ende!“ Da schreit sie auf: „Nein, jetzt ist meine Geduld zu Ende!“ Sie packt den Teufel bei den Hörnern und schüttelt ihn dermaßen kräftig, dass sie ihm eines abbricht. Dann ergreift sie das Nudelholz und schlägt auf ihn ein. Das ist selbst dem Teufel zu viel. Unter Schwefelgestank fährt er in die Hölle zurück.
Der Pergauer aber lebte noch lange unter der Fuchtel seiner Frau und büßte Sünden ab, die er nicht einmal begangen hatte. Als er stirbt, kommt er daher unverzüglich in den Himmel.
Die Bognerin kommt nach ihrem Tod nicht in den Himmel, aber auch nicht in die Hölle, denn dort verwehrt ihr der Teufel den Zutritt. Jetzt irrt sie als ruhelose Seele umher.
Zum Gedenken wurde in der Bognergasse 3 ein Schild angebracht:
Pestilenz und Not ein Übel ist, Krieg ein arger Zeitvertreib. Doch schlimmer als Teufels Tück´ und List ist – Gott behüt uns – ein böses Weib.
(Das Haus Bognergasse 3 ist ein nichtssagendes Haus, links neben dem Schwarzen Kamel. Eine viel schönere Fassade könnt ihr ein paar Häuser weiter sehen.)