Das Ringtheater (an dessen Stelle heute die Landespolizeidirektion Wien ihren Sitz hat) sollte leichte Opern, sogenannte komische Opern aufführen. 1874 wurde es eröffnet.

Am 8.12.1881 kam es zu einem folgenschweren Unglück. Man gab an diesem Abend Hoffmanns Erzählungen. Das Publikum hatte bereits Platz genommen. Hinter der Bühne sollte eine Gasbeleuchtung gezündet werden. Das funktionierte nicht, Gas strömte aus, welches beim neuerlichen Zündversuch explodierte. Ein Feuer griff sofort auf die Bühne und Dekoration über. Ein Drahtgitter (Vorläufer des Eisernen Vorhangs) konnte nicht runtergelassen werden. Die Notbeleuchtung bestand aus Öllampen die nicht brannten, weil man aus Kostengründen kein Öl eingefüllt hatte.

Panik brach aus, das Publikum wollte flüchten. Die Notausgänge waren jedoch nur nach innen öffenbar. Die nachdrängenden Menschen drückten nach vor, sodass die Türen nicht mehr aufgingen. Irgendwo stand ein Fenster offen, sodass dadurch das Feuer erst recht angefacht wurde.

Darüber hinaus schätzte die Polizei die Lage falsch ein (weil niemand mehr aus dem Theater kam) und verwehrte Rettungskräften den Zutritt mit dem Ruf „Alles gerettet!“

Mindestens 384 Tote waren die Folge, andere Schätzungen gehen von mehr als 1.000 Toten aus. Unter den Toten war Ladislaus, der Bruder von Mary Vetsera. Zur Identifizierung der verkohlten Leichen wurde erstmals forensische Zahnmedizin eingesetzt, war somit Grundlage für die später sehr erfolgreiche „Wiener Schule der Kriminalistik“. Ein verkohlter Kopf einer Toten ist heute noch im Kriminalmuseum im 2. Bezirk ausgestellt.

Das Theater wurde abgerissen. Vier Statuen (Singendes Quartett), die am Dachsims standen, können heute im Pötzleinsdorfer Park betrachtet werden.

1812 wurde infolge des Brandes ein neues Gesetz (eine neue Bauordnung) erlassen, die in der Form noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts Gültigkeit hatte. Jedes Theater hatte einen Eisernen Vorhang zu installieren, der im Notfall Bühne vom Zuschauerraum trennte, Türen von öffentlichen Einrichtungen müssen nach außen aufgehen, die Bühnendekoration muss imprägniert werden. Mindestens ein Sicherheitsbeamter muss im Zuschauerraum bleiben, bis der letzte Besucher den Saal verlassen hat.

Kaiser Franz Joseph finanzierte aus privaten Mitteln den Nachfolgebau, das sogenannte Sühnhaus. Die Mieteinnahmen kamen karitativen Zwecken zugute. Dieser Bau jedoch fiel im zweiten Weltkrieg einem Luftangriff zum Opfer. An seiner Stelle wurde nach Kriegsende der heutige errichtet und ist Sitz der Landespolizeidirektion Wien.

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