Die Burg (K&K-Theater nächst der Burg) ist das größte deutschsprachige und das zweitälteste europäische Sprechtheater. Das alte Burgtheater stand am Michaelerplatz und war eine Holzkonstruktion, deren Hofloge direkt aus den kaiserlichen Gemächern erreichbar war.
1776 erließ Joseph II per Dekret, dass keine traurigen Ereignisse auf die Bühne gebracht werden durften, sondern nur Stücke mit Wiener Schluss (Happy End). So mussten etwa Romeo und Julia oder Hamlet umgeschrieben werden.
Das neue Burgtheater wurde 1888 in Betrieb genommen, das alte abgerissen und der Michaelertrakt komplettiert. Der Grundriss der „Burg“ wie das Theater kurz genannt wird, stammt von Gottfried Semper, der auch die Semper-Oper in Dresden baute. Daher auch die große Ähnlichkeit der beiden Bauwerke. In der 14-jährigen Bauzeit zerstritt er sich mit seinem Planungspartner Freiherr von Hasenauer, sodass dieser allein den Bau in den Stilen der italienischen Hochrenaissance vollendete. (Übrigens war die Burg auf der Rückseite des 50-Schilling Scheines abgebildet.)
Hervorzuheben sind insbesondere die Deckengemälde der Stiegenaufgänge von Gustav Klimt und seinem Bruder sowie Franz Matsch, die auch der Kaiser besonders würdigte. Über das raffinierte Be- und Entlüftungssystem habe ich bereits berichtet. Es gab auch eine Tunnelverbindung zwischen Hofburg und Theater, für Kaiser und Hofadel, die heute abgemauert ist, indem unterirdisch mit der Kutsche vorgefahren werden konnte.
1945 brannte das Theater aufgrund eines Bombentreffers fast vollständig aus. Die Gemälde kamen jedoch nicht zu Schaden.
Heute hat die Bühne einen Drehzylinder sowie eine Möglichkeit im Paternosterprinzip die Bühnenbilder aufzubauen. Die Szenerien fahren bis 5 Stockwerke hinunter. Es wurde auch ein eiserner Vorhang als Brandschutz montiert. Der 16,8 t schwere Vorhang wird binnen 28 Sekunden geschlossen.
Apropos Vorhang: Aus Kaiserzeiten durften sich die Schauspieler (die ja kaiserliche Schauspieler waren) nicht vor dem gemeinen Volk verbeugen. Erst Helmut Zilk beendete diese Tradition.
Eine andere Besonderheit war, dass man an der Burg das Burgtheaterdeutsch pflegte, also ein Deutsch mit Wiener Färbung. Bekannte Schauspieler an der Burg waren unter anderem Hörbiger, Meinrad, Voss, Nicoletti…