Von Kotschkor fahren wir immer bergab in Richtung Issyk-See, einem UNESCO-Biosphären Reservat. Kennt ihr genauso wenig wie ich? Der See ist sage und schreibe 11 mal größer als der Bodensee.
Es beginnt zu regnen, hört wieder auf. Bei einem Supermarkt kaufen wir etwas für ein Mittagspicknick ein. Ein schönes Stück Strand am See haben wir ja gefunden, aber es beginnt wieder zu regnen, also futtern wir im Auto. Wir hoffen, dass die Sonne wieder heraus kommt, wenn wir zu unserer nächsten Station kommen, einem Treffen mit Adlerjägern. Und so ist es dann auch.

Die Steinadlerjagd wird heute nur mehr von wenigen Menschen ausgeübt. Sie ist ein aussterbender Beruf. Der Steinadler erreicht eine Flügelspannweite von 2,30 m, ein Gewicht von 5,5 bis 7 kg und ist daher ein mächtiger Vogel, der nicht nur Jagd auf Mäuse (die er auch noch aus über einen Kilometer Höhe erkennt), Eichhörnchen und Hasen machen kann, sondern auch auf Luchse, Wölfe, Schakale und Rehe.

Ein Adlerjunges wird aus seinem Nest geraubt und dann ausgebildet, indem es hungrig gehalten und dann angefüttert wird. Die Bindung zum Jäger/Trainer ist dadurch sehr eng. So kann ein Adler auch durchwegs beleidigt sein, wenn der Jäger einmal ein paar Tage nicht zu Hause ist. Da wird er hinterher eine Zeit lang mit keinem Blick gewürdigt.

Durch seine unheimliche Kraft in den Krallen, packt der Adler sein Opfer am Kopf und bohrt seine Krallen ins Gehirn, was die Beute sofort tötet.

Adler werden bis zu sechzig Jahre alt. Sie werden jedoch nach zwanzig Jahren wieder in die Freiheit entlassen. Die Auswilderung erfolgt, indem der Adlerjäger mehrere Kilo Fleisch mitnimmt und den Adler an einen weit entfernten Punkt bringt. Dort bleibt der Adler die nächsten Tage, bis das Fleisch aufgefressen ist. Danach sucht er sich problemlos selbst Beute.

Was man weniger glauben würde, ist, dass die Jagdsaison von Oktober bis Februar dauert. Ich nahm bisher immer an, dass es jahreszeitlich genau umgekehrt ist. Der Staat bezahlt sogar für ein gejagtes Schakal- oder Wolfsfell, denn diese können Schafherden gefährlich werden.

Zum Aufstöbern des Wildes werden auch Hunde herangezogen und eingesetzt. Es ist das eine Unterlinie des bei uns bekannten Afghanen.
„Easy cheesy,“ meint die beste Ehefrau von allen und los geht´s.

Wir müssen weiter, denn heute fahren wir 270 km und das zum überwiegenden Teil auf Schotterpisten, wo man sieht dass mit dem Bau einer breiten Straße weitestgehend begonnen wurde, doch es wird nur an wenigen Stellen gearbeitet. Die Wanderarbeiter sind offensichtlich weitergewandert. Die Straße führt in Seenähe entlang, auf der anderen Seite sind die 4 – 5.000er unsere Begleiter.

Der Besuch der Märchenschlucht steht an:

Wieder regnet es fünf Minuten, dann reißt die Wolkendecke wieder auf.




Im Hintergrund der riesige Yssyk-Köl See:


Nachdem wir in der Märchenlandschaft eine Stunde herumspaziert sind, fahren wir wieder zurück zum See und dann weiter Richtung Karakol unserem heutigen Etappenziel. Wir passieren Barskoon. Von dort Richtung Südosten liegt eine Goldmine, aber über die berichte ich euch morgen, da habe ich hoffentlich mehr Zeit.

Wir biegen rechts ab um zur Sheti-Oguz-Schlucht zu kommen. Der Ort heißt übersetzt: Sieben Bullen. Irgendwer dürfte sich dabei aber verzählt haben. Jeder kommt auf ein anderes Ergebnis.

Eine andere Bergformation zeigt das gebrochen Herz. Die Geschichte dazu folgt sogleich.

Beim heutigen Ort Tscholpon Ata befand sich einst ein großer Aul (Dorf). Der Dorfälteste hatte eine wunderschöne Tochter, um die zwei junge Burschen warben. Die Tochter konnte sich nicht entscheiden und die beiden begannen um sie zu kämpfen, zuerst nur mit den Fäusten, dann mit Waffen. Das Mädchen wollte den Streit schlichten, aber es gelang ihr nicht. Im Gegenteil. Es mischten sich auch noch die Verwandten ein in die Kämpfe.
Das Mädchen weinte bitterlich und beschloss, dass ihr Herz allen und niemandem gehören sollte, damit wieder Frieden herrsche. Entschlossen riss sie sich ihr Herz aus der Brust und warf es weit weg. An der Stelle, wo sie starb, trauerten sodann alle Dorfbewohner um sie. Es flossen so viele Tränen, dass bald ein See entstand, der Yssyk-Köl.
Die beiden Burschen verwandelten sich in Winde und wetteifern weiterhin. Einer vom Osten, einer vom Westen, sodass sich oftmals hohe Wellen im See auftürmen. Auch der Vater weint immer noch und seine Tränen speisen den Yssyk-Köl.
Nun aber Schluss mit den Geschichten. Ab in die Autos und weiter nach Karakol. Fortsetzung folgt morgen. Bis dahin: „Gute Nacht.“
Die Märchen …
Hattest keine Angst, dass Elfi mit dem Adler abhebt … oder ? 🤣
Ja, dann – wünschen wir euch eine Gute Nacht. 🥰
Schöön, dass der besten aller Ehefrauen beim Adler abheben lassen, nix passiert ist. 😉
DANKE wieder für die tollen Bildln.
Schlafts guat jetzt, dass morgen gut weitergehen kann. 👍😉🥰 glg